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"Subbmbrunnzer" im Ochsenhof - Bad Windsheim

Sonder-Ausstellung "(K)Ein Geist in der Flasche - Buddelschiffe-Eingerichte-Geduldsflaschen" vom 26.03.05 - 31.10.05

 

Warum ausgerechnet aus Heil-Geist-Kugeln "Subbmbrunnzer" werden konnten, ist mit Sicherheit nicht Zeichen despektierlicher Ungeschlachtheit unserer fränkischen Vorfahren, sondern gehört allein zum Liebreiz ihrer Sprache.

Aber wie konnte solche Wandlung geschehen?

Ganz einfach. Diese Glaskugeln mit dem bunten Innenleben hingen vor geraumer Zeit über den Esstischen in den bürgerlichen Stuben. Der heiße Dampf, der aus den Suppentellern stieg, kondensierte an den Kugeln und tropfte wieder zurück in die Suppenschüsseln oder Teller.

Religiöses Eingericht "H C K 1753"Sammlung Hans Fähnlein, Bad Windsheim

 

Und drei solcher Heilig-Geist-Kugeln oder "Subbmbrunnzer" gehören zur Zeit zu einer bemerkenswerten Sonderausstellung, die im Bad Windsheimer Reichststadtmuseum im Ochsenhof, einem ehemaligen Getreidekasten von 1537, unter dem Thema "(K)Ein Geist in der Flasche - Buddelschiffe-Eingerichte-Geduldsflaschen aus drei Jahrhunderten" läuft und zwar vom 26.03.05 bis Oktober dieses Jahres.

Bergwerksflasche mit Wasserrad, Pumpgestänge, Pochwerk und Haspel, 2 Etagen

Über 250 Exponate, auch das kleinste Fläschchen noch ein Kunstwerk für sich, kredenzen dem Betrachter einen seltenen Augenschmaus. Zusammengetragen wurden diese Kostbarkeiten viele Jahre hindurch allesamt von Bad Windsheimer Bürgern. Das älteste Ausstellungsstück stammt dabei aus dem Jahr 1751 und gehört damit zu den früheren Exemplaren, wobei ergänzend zu erwähnen ist, daß eine der ersten und weltweit bekanntesten, sogenannten Geduldsflaschen mit schon sehr charakteristischem Aussehen mit 1719 datiert wird. Hier weiß die Fachwelt von dem Engländer Matthias (Matthew) Buchinger (Bild links), der, obwohl ohne Arme und Beine geboren, solche Flaschen fertigte.

In leere Flaschen etwas hineinzubauen, diese Ideen gibt es seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts, vornehmlich in Süddeutschland, Österreich und Böhmen. Zunächst entstanden solche "Eingerichte" in Klöstern. Dabei wurde in erster Linie auf die Gestaltung religiöser Szenen Wert gelegt. Später fanden Handwerker und Bergleute Interesse an solchen Arbeiten und zauberten Darstellungen aus ihrem Berufsleben mit viel Liebe, Geduld und Geschick in die Flaschen. Wann das erste Buddelschiff das Licht der Welt erblickte, weiß man nicht genau. Wahrscheinlich aber zu Anfang des 19. Jahrhunderts und da von einem in Süddeutschland lebenden Seemann geschaffen.

Jan Kube, Vorsitzender des Vereines Alt Windsheim, Schloßbesitzer im mittelfränkischen Sugenheim mit eigenem Museum und vielen Menschen bekannt als Militaria-Experte in der bayerischen Fernsehserie "Kunst und Krempel", bezeichnet die Bad Windsheimer Ausstellung schwärmerisch als eine der bisher schönsten und als eine "logistische Meisterleistung".

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Redaktion

eingestellt: 28. März. 2005